Stuttgart 21/Wasser: Unterschied zwischen den Versionen
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− | [[Datei: Netzplan Stuttgart Ingenhoven invertiert o Gleisfeld.png | 450px | right | thumb | ''' | + | ''Hauptartikel → [[Stuttgart 21/Hochwasser]]'' |
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− | Stuttgart | + | Stuttgart hat das '''höchste Starkregen-Risiko''' unter den deutschen Großstädten und die Topographie sammelt das Wasser wie in einem Trichter. Stuttgart stellt damit einen <u>in Deutschland einzigartigen Fall hochpotenzierten Risikos für Starkregen-Hochwasser</u> dar. Zahlreiche schwere Nesenbach-Hochwasser mit schweren Schäden in der Stadt belegen die Gefahr. Im Schnitt alle 20 Jahre, zuletzt 1931, 1938, 1965, 1966, 1972 kommt es zu einem verheerenden Nesenbach-Hochwasser. Die relative Ruhe seit 1972 lässt das Bewusstsein für die Gefahr schwinden, obwohl die 1974 gebaute Klettpassage bspw. im Jahr 2000 von einem Gewitterschauer "geflutet" wurde, und immer wieder die Straßen und Unterführungen in Bahnhofsnähe unter Wasser standen, zuletzt 2011, 2015 oder auch am 08.06.2016. |
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− | ''' | + | Dennoch wird durch den Bahnhofsneubau der Hochwasserabfluss im Tiefpunkt des engsten Teils des Tales die schon heute knappe '''Abflussleistung für Hochwasser dramatisch reduziert''': |
− | + | # Die Abflussleistung der Stuttgarter Kanalisation mit 150 l/(ha s) reicht schon heute nicht mehr aus, um den aktuell für Stuttgart in der maßgeblichen Zeitspanne von 15 Min. geltenden Bemessungsregen von 190 l/(ha s) abzuführen. Die Kanalleistung müsste also ausgebaut werden. Der bestehende Abwasser-Hauptsammler des <u>Nesenbach-Kanals als ist auf 128 m³/s Abflussleistung</u> ausgelegt, wird nun aber für Stuttgart 21 durch einen <u>Düker</u> ersetzt, der <u>nur noch 100 m³/s</u> abführt. | |
− | + | # Darüber hinaus engt der Wall des Stuttgart 21-Bahnhofsdachs den <u>Hochwasserabfluss an der Oberfläche</u> erheblich ein, auf lediglich <u>1/9 des heutigen Querschnitts</u> oder sogar noch deutlich darunter. | |
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Aktuelle Version vom 16. Juli 2016, 08:56 Uhr
Mit dem Unterwasserbahnhof Stuttgart 21 verbinden sich zugleich mehrere Risiken in Bezug auf das Wasser. Der Bahnhof wird wie ein Riegel quer zum Grundwasserstrom gebaut und die Bahn hat sich im Grundwasserandrang um einen Faktor 2 verschätzt. Die Bauarbeiten kommen den Schutzschichten zum Mineralwasser gefährlich nahe und bei Hochwasser besteht die Gefahr, dass Klett-Passage und Tiefbahnhof überschwemmt werden.
Aktuell
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Inhalt
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Insbesondere die Lage und der Bau des Tiefbahnhofs ist in Bezug auf das Mineralwasser, das Grundwasser und die Hochwassergefahr problematisch. Der Tiefbahnhof ist ein Unterwasser-Bahnhof, da die Bahnsteige unter dem Grundwasser-Niveau liegen. Daher wurde auch schon befürchtet, der Bahnhof könne aufschwimmen.[12][13] Stuttgart 21 wird wie ein Riegel vor dem Grundwasserstrom im Stuttgarter Tal gebaut.[14] Das erschwert den Bau erheblich, da das Grundwasser vor dem Bautrog abgepumpt und umgeleitet werden muss. Hierfür verwendet die Bahn entgegen der Planfeststellung ungeschützte Eisenrohre, die offenbar das Wasser stark mit Rost belasten.
Im Fall eines der regelmäßig wiederkehrenden schweren Nesenbach-Hochwasser staut sich das Wasser an dem Bahnhof. Es besteht die Gefahr, dass dann Stuttgart 21 zu einem gigantischen Gully wird, vollläuft, und für Monate unbenutzbar wird. Den Grundwasserandrang hatte die Bahn zunächst um einen Faktor 2 zu niedrig eingeschätzt und musste in einer Planänderung erhöhte Mengen für das Grundwassermanagement beantragen. An mehreren Stellen kommen die Bauarbeiten den Schutzschichten des Mineralwassers gefährlich nahe, die Gefahr besteht, dass diese Schichten verletzt und das Mineralwasser dauerhaft verunreinigt wird.
Mit Stuttgart 21 steigt die Hochwassergefahr
Hauptartikel → Stuttgart 21/Hochwasser
Stuttgart hat das höchste Starkregen-Risiko unter den deutschen Großstädten und die Topographie sammelt das Wasser wie in einem Trichter. Stuttgart stellt damit einen in Deutschland einzigartigen Fall hochpotenzierten Risikos für Starkregen-Hochwasser dar. Zahlreiche schwere Nesenbach-Hochwasser mit schweren Schäden in der Stadt belegen die Gefahr. Im Schnitt alle 20 Jahre, zuletzt 1931, 1938, 1965, 1966, 1972 kommt es zu einem verheerenden Nesenbach-Hochwasser. Die relative Ruhe seit 1972 lässt das Bewusstsein für die Gefahr schwinden, obwohl die 1974 gebaute Klettpassage bspw. im Jahr 2000 von einem Gewitterschauer "geflutet" wurde, und immer wieder die Straßen und Unterführungen in Bahnhofsnähe unter Wasser standen, zuletzt 2011, 2015 oder auch am 08.06.2016.
Dennoch wird durch den Bahnhofsneubau der Hochwasserabfluss im Tiefpunkt des engsten Teils des Tales die schon heute knappe Abflussleistung für Hochwasser dramatisch reduziert:
- Die Abflussleistung der Stuttgarter Kanalisation mit 150 l/(ha s) reicht schon heute nicht mehr aus, um den aktuell für Stuttgart in der maßgeblichen Zeitspanne von 15 Min. geltenden Bemessungsregen von 190 l/(ha s) abzuführen. Die Kanalleistung müsste also ausgebaut werden. Der bestehende Abwasser-Hauptsammler des Nesenbach-Kanals als ist auf 128 m³/s Abflussleistung ausgelegt, wird nun aber für Stuttgart 21 durch einen Düker ersetzt, der nur noch 100 m³/s abführt.
- Darüber hinaus engt der Wall des Stuttgart 21-Bahnhofsdachs den Hochwasserabfluss an der Oberfläche erheblich ein, auf lediglich 1/9 des heutigen Querschnitts oder sogar noch deutlich darunter.
Dabei geht auch das Eisenbahn-Bundesamt ausdrücklich von einem Aufstau des Hochwassers an diesem Engpass aus, der mobile Hochwasserschutz-Maßnahmen zum Schutz von Klettpassage und Tiefbahnhof nötig macht. Allerdings sind diese überhaupt nicht in der oft nur wenige Minuten betragenden Vorwarnzeit umsetzbar. Eine Überschwemmung der unterirdischen Verkehrsanlagen ist damit nur eine Frage der Zeit, mit der Folge von immensen Schäden und dem monatelangem Ausfall der Verkehrsinfrastruktur.
Die Bahn hat das Grundwasser nicht im Griff
Beim Grundwasserandrang verschätzt sich die Deutsche Bahn AG um den Faktor 2 und muss in einer Planänderung die doppelte Grundwassermenge für das Grundwassermanagement beantragen (7. Planänderung). [... Ausarbeiten, Belege ...]
Die "blauen Rohre" für das Grundwassermanagement wurden nicht wie in der Planfeststellung festgelegt (PFB 1.1 S. 60) grundwasserverträglich ausgeführt, sondern mit unbehandelter Eisenoberfläche, wie schon im Juni 2011 zu beobachten war.[16] Obwohl noch am 27. Mai 2011 der Bahn-Konzernbevollmächtigte für Baden-Württemberg, Herr Fricke, im Rathaus erklärt hatte, ein innerer Korrosionsschutz für die Rohre sei selbstverständlich vorgesehen.
Nach Inbetriebnahme geben diese Rohre offenbar tatsächlich viel Rost an das Wasser ab, wie Proben mit brauner Brühe und hohen Eisenkonzentrationen ausweisen. Das Amt für Umweltschutz sieht jedoch auf den Fotos der Bahn "keine Trübung" und daher "keinen Handlungsbedarf".[9][10][17] Es besteht die Gefahr der Verunreinigung des Grundwassers und die mögliche Schädigung des Ökosystems im Neckar.
Nachdem bei einem Unfall die Rohre aufgerissen wurden, floss aus einem der Rohre tatsächlich braunes Wasser ab, die Ingenieure22 erstatteten Anzeige wegen eines vermuteten Umweltdelikts.[6] Daraufhin wurden vom Eisenbahnbundesamt (EBA) doch genauere Prüfungen gefordert.[7] "Erste" Ergebnisse halten aber laut EBA die Eisen-Grenzwerte ein und die Ergebnisse für absetzbare Stoffe seien ebenfalls unauffällig.[8] Unklar ist dabei aber die Behandlung des Eisens in den absetzbaren Stoffen.
[... Darstellung ist noch zu vertiefen ...]
Das Mineralwasser ist akut gefährdet
In Stuttgart befindet sich das zweitgrößte Mineralwasservorkommen Europas nach Budapest. Der damalige OB Wolfgang Schuster äußerte dazu im Vorfeld der Schlichtung zu Stuttgart 21: "Für mich wäre die konkrete Gefährdung unseres Mineralwassers ein absolutes K.O.-Kriterium für Stuttgart 21."[18]
Im Lauf der Schlichtung zu Stuttgart 21 wurde am 19.[19] und am 20.11.2010[20] die Gefährdung des Mineralwassers thematisiert. Dem begegnete die damalige Landesministerin für Umwelt und Verkehr Tanja Gönner am 25.11.2010 mit einem Bad mit der BILD und der Aussage:[21] "Nein. Das Mineralwasser ist einer der Stuttgarter Schätze, den wollen wir erhalten. Dafür treffen wir die nötigen Vorsorgemaßnahmen z.B. durch ständige Überwachung der Quellen, um sofort Veränderung feststellen zu können." Es heißt nur, man "wolle" das Mineralwasser erhalten, nicht man "werde". Es gibt keine Garantien. Es gibt nur eine Beobachtung, Vorsorge und Sicherungsmaßnahmen werden nicht beschrieben, vielmehr wurden unzählige Ausnahmegenehmigungen entgegen solcher Vorsorgeregelungen erteilt.
Das Risiken für das Mineralwasser wurden dann ausführlich in der Schlichtung vom 27.11.2010[22] thematisiert (Morlock 2010):
- Das hohe Risiko zeigt sich schon in den 10 Ausnahmegenehmigungen zum Thema
- Gefahr durch noch nicht bekannte Dolinen, die bei den Verwerfungen zu erwarten sind
- Die Kernzone des Mineralwasserschutzes spart das Baugebiet merkwürdigerweise aus
- Risiken bestehen schon durch vorhandene Wasserwegsamkeiten, zusätzlich:
- Einrammen von Gründungspfählen kann die Schutzschicht undicht machen
- Die Grundwasserabsenkung bewirkt einen unbeabsichtigten Mineralwasseraufstieg
- Das Notfallkonzept mit der Einleitung von Trinkwasser beeinträchtigt das Mineralwasser
Insbesondere bei den Bauarbeiten zum Nesenbach-Düker (Video rechts) kommt man dem Mineralwasser gefährlich nahe. Die schützende Grundgips-Schicht ist nur noch einen Meter stark und eine Verunreinigung des Mineralwassers sehr wahrscheinlich.[11]
Dokumente
Referenzen der zuvor in Klammern zitierten Dokumente, chronologisch absteigend sortiert.
Heydemann 2014 | Dipl. Ing. Hans Heydemann, "Bahnvorhaben Stuttgart 21, Dükerung Abwasser-Hauptsammler für den Tiefbahnhofstrog S-21, Fachgutachtliche Bewertung", 15.02.2014 (pdf wikireal.org) | |
Laternser 2013 | Ralf Laternser, Vortrag "Verbohrt, verrohrt, verantwortungslos", 18.04.2013 (pdf geologie21.de) | |
Lächler 2010 | Prof. Dr.-Ing. Walter Lächler, Smoltczyk & Partner GmbH, "Heilquellenschutzzonen in Stuttgart", 27.11.2010 (pdf schlichtung-s21.de) | |
Morlock 2010 | Roland Morlock, Ralf Laternser, "Heilwasser 21", 27.11.2010 (pdf schlichtung-s21.de) | |
PFB 1.1 | Planfeststellungsbeschluss, "Projekt Stuttgart 21" Planfeststellungsabschnitt 1.1 (Talquerung mit neuem Hauptbahnhof) (Az.: 59160 Pap-PS 21-PFA 1.1 Talquerung), 28.01.2005 (bahnprojekt-stuttgart-ulm.de) | |
PFA 1.1 Erl. III | DBProjekt GmbH, "PFA 1.1 Erläuterungsbericht Teil III", 09.02.2004 (pdf bahnprojekt-stuttgart-ulm.de) |
Links
geologie21.de | Geologische Informationen zu Stuttgart 21, insbesondere auch zum Mineralwasser |
hundert-wasser.org | Mineralwasser beim Stuttgarter Wasserforum |
Einzelnachweise
- ↑ 08.07.2016, domino1.stuttgart.de, Fraktion SÖS-LINKE-PluS, Antrag und Anfrage "Hochwasserrisiken durch den Bau des Stuttgart 21-Tiefbahnhofs?"
- ↑ 17.06.2016, domino1.stuttgart.de, Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN, "Urbane Sturzfluten"
- ↑ 25.06.2016, stuttgarter-zeitung.de, "Bei Starkregen läuft der Kessel voll"
- ↑ 08.06.2016, stuttgarter-zeitung.de, "Starkregen bremst Feierabendverkehr aus": "Die Stuttgarter Innenstadt [...] bekam mehr Niederschlag, als die Abwasserkanäle verkraften konnten." An der nahegelegenen Hochschule für Technik wurden in einer Stunde 25 l / m² registriert (Grafik fht-stuttgart.de).
- ↑ 08.06.2016, kontextwochenzeitung.de, "Wasser im Kessel"
- ↑ a b 19.08.2014, stuttgarter-zeitung.de, "Stuttgart-21-Kritiker erstatten Anzeige"
- ↑ a b 22.08.2014, stuttgarter-zeitung.de, "Bahn muss Wasser genauer prüfen"
- ↑ a b c 27.08.2014, stuttgarter-zeitung.de, "Untersuchung des Grundwassers unauffällig"
- ↑ a b 20.05.2014, ingenieure22.de, "Rostwasser sickert in das Heilquellenschutzgebiet"
- ↑ a b c 23.05.2014, stuttgarter-zeitung.de, "Streit über Rost in S-21-Wasserrohren"
- ↑ a b 05.02.2014, kontextwochenzeitung.de, Mineralwasser, "Hohes Risiko"
- ↑ 19.08.2010, stuttgarter-zeitung.de, "Mitschöpfer des Bahnhofs zweifelt"
- ↑ 09.2010, bahnprojekt-stuttgart-ulm.de, "Hier sind doch keine Stümper am Werk – Tragwerksplaner Werner Sobek zu Vorwürfen über mögliche Risiken von Stuttgart 21"
- ↑ 23.11.2010, sueddeutsche.de, "Schwankende Neubauten"
- ↑ Christoph Ingenhoven, Vortrag, "Architektur Tiefbahnhof S21" (pdf schlichtung-s21.de), Folie 8. 5. Tag der Faktenschlichtung 19.11.2010, 15:40 Uhr.
- ↑ 26.06.2011, bei-abriss-aufstand.de, "Presseerklärung Ingenieure22: Erneuter Verstoß gegen Planfeststellungsbeschluss"
- ↑ 04.06.2014, stuttgarter-zeitung.de, "Streit um Rostwasser geht weiter"
- ↑ 09.10.2010, fr-online.de, "Nicht um jeden Preis"
- ↑ 19.11.2010, 5. Tag der Faktenschlichtung, "Ökologie und Stadtplanung", (Protokoll stuttgart21.wikiwam.de)
- ↑ 20.11.2010, 6. Tag der Faktenschlichtung, "Geologie und Sicherheit", (Protokoll stuttgart21.wikiwam.de)
- ↑ 25.11.2010, bild.de, "Ministerin Gönner badet mit BILD"
- ↑ 27.11.2010, 8. Tag der Faktenschlichtung, "Leistung und offene Fragen", (Protokoll stuttgart21.wikiwam.de)