Expertenräte
Die online-Zusammenarbeit zur Aufbereitung kontrovers diskutierter Themen bedarf einer entsprechenden Organisation. Bei Wikipedia ersticken derartige Themen oft in sogenannten "Edit-Wars", also Eintragungs-Kriegen, oder autoritär anmutender Zensur einzelner Administratoren. Die Wissenschaft zeigt uns mit dem Peer-Review-Verfahren, wie dort, wo wissenschaftliches Neuland betreten wird, die Qualität gesichert wird, indem jeweils mehrere Fachleute aus dem Gebiet eine neue Arbeit vor Veröffentlichung begutachten. Dies ist ein wesentlicher Mechanismus zur Qualitätssicherung auf dem Weg wissenschaftlicher Erkenntnis. Im Folgenden ist immer wieder von Experten die Rede, gemeint sind immer auch gleichwertig Expertinnen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein "Expertenrat"?
Auf WikiReal sollen nun Expertenräte, die nach dem Kooptionsverfahren zusammengesetzt sind, vermeiden helfen, dass Einzelne zum Werkzeug einer potenten Lobby werden. Das Kooptionsverfahren besagt schlicht, dass neue Mitglieder eines Expertenrats zu einem Thema von den bisherigen durch Mehrheitsentscheid berufen werden. Qualifizieren können sich neue Mitglieder am besten durch viele gute Beiträge zu diesem Wiki. (Der Doktorhut in dem Symbol soll weniger auf eine akademische als auf eine in der praktischen Mitarbeit nachgewiesene Qualifikation hindeuten.)Der Expertenrat kommt zum Einsatz, wenn in der Analyse und Bewertung einer Sachfrage der Dissens unter den beteiligten Autoren nicht aufgelöst werden kann. Dann kann der Expertenrat nach dem Peer-Review-Verfahren als Schlichter eingesetzt werden.
Auch können bei weitgehend abgeschlossenen Themen die Wiki-Seiten zum Schutz vor Vandalismus zum Schreiben nur noch für den entsprechenden Expertenrat offen sein. Beiträge zu dem Thema sind dann weiterhin über die Diskussionsseiten möglich, bei größerem Arbeitsbedarf wird die entsprechende Seite wieder geöffnet. Qualitativ hochwertige Beiträge, auch auf den Diskussionsseiten, sind die beste Bewerbungsunterlage für die Aufnahme in den Expertenrat.
Die Machtvollkommenheit einzelner Entscheider wie Einkäufer von Industriebetrieben, Bauamtsleiter in der Stadtverwaltung, Minister oder Wirtschaftsführer ist der Nährboden für Vetternwirtschaft und Korruption. Die Verteilung der Verantwortung auf viele Schultern, wie in einer Expertenkommission oder in einem Peer-Review-Prozess steuert dem entgegen.
Andere Gremien, die eigentlich auch nach dem Kooptionsverfahren zusammengesetzt werden, wie einige Aufsichtsräte großer deutscher Konzerne, erfüllen nicht mehr das ursprüngliche Ideal. Die Berufung neuer Mitglieder erfolgt oft faktisch nicht mehr nach unabhängigem Mehrheitsentscheid und allein aufgrund des Sachverstands. Hier bildete sich vielmehr ein Gefälligkeits- und Begünstigungs-Netzwerk über viele Unternehmen hinweg, das beispielsweise die sogenannte "Deutschland AG" entstehen ließ.
Auf WikiReal soll allein die Qualität der Mitarbeit über die Mitgliedschaft entscheiden. Argumentiert ein Mitglied entgegen besserem Wissen unsauber im Interesse einer politischen Richtung oder einer Lobby, wird es aus dem Expertenrat wieder durch Mehrheitsentscheid ausgeschlossen.
Ein Beispiel für funktionierende Gremien nach dem Kooptionsverfahren waren etwa die B-Kommissionen beim früheren Bundesgesundheitsamt. Diese Kommissionen entschieden über die sogenannte Nachzulassung von Alt-Medikamenten und waren dem Druck sehr potenter wirtschaftlicher Interessen ausgesetzt. Hier gab es mindestens einen Fall, in dem ein Mitglied auch nach unsauberer Argumentation zugunsten eines Unternehmens wieder ausgeschlossen wurde.
Transparenzgebot und Ausscheiden
Experten legen innerhalb des Expertenrats ihre Kontaktdaten und ihre beruflichen Abhängigkeiten inklusive Nebentätigkeiten offen. Verschweigen von Abhängigkeiten führt zum Ausschluss. Dabei soll es durchaus möglich sein, dass ein Experte einer der Streitparteien angehört. Voraussetzung ist, dass er durchgehend mit offenen Karten, vollständigen Informationen und sauberen Argumentationen arbeitet. Auf WikiReal soll eben gerade der Ausgleich aller tatsächlicher Fakten und nachvollziehbarer Bewertungen versucht werden.
Es ist nötigenfalls im Einzelfall möglich, dass das Profil des Experten im Internet anonymisiert wird. Dies könnte nötig sein, wenn die Person bei Bekanntwerden ihres Engagements zu einem kritischen Thema berufliche Nachteile zu befürchten hätte. Abgesehen von diesen Fällen stellt jeder Experte im öffentlichen Profil des Expertenrats seine Person evtl. auch mit einem Foto und seine Erfahrung zum Thema vor. Kontaktdaten werden zum Schutz der Person nicht öffentlich gemacht. Kontaktaufnahme mit Experten ist für angemeldete Benutzer des Wikis möglich über die Diskussionsseiten oder nichtöffentlich über die Email-Funktion des Wikis.[1]
Der Expertenrat kontrolliert sich gegenseitig bei der Arbeit an den Hauptseiten, kontroverse Punkte werden einer Klärung und ggf. Abstimmung zugeführt. Im Minimum sollte eine Zweidrittelmehrheit zur Festlegung einer Bewertung erreicht werden. Dabei können Minderheitenpositionen in eigenen Stellungnahmen öffentlich gemacht werden.
Hat ein Experte gegen besseres Wissen unsauber argumentiert oder anderweitig getäuscht, erfolgt der Ausschluss aus dem Expertenrat per Mehrheitsbeschluss. Jeder Experte kann natürlich auch nach eigenem Entschluss etwa aus persönlichen Gründen ausscheiden. Bei nicht einvernehmlichem Ausscheiden werden die Begründung und die Erwiderung zum Ausschluss öffentlich gemacht.
Bewerbungen um Mitgliedschaft in einem Expertenrat
Bewerbungen um Mitgliedschaft in einem Expertenrat sind im eingespielten Zustand an diesen zu richten (später gibt es zu jedem Thema die Unterseite "/Expertenrat", wo auf der Diskussionseite Bewerbungen eingetragen werden können), in der Aufbauphase des Wikis oder für neue Themen auf der Diskussionsseite des Admins oder über [1]. Es muss keine akademische Qualifikation vorliegen. Die Eignung kann auch vollkommen durch die praktische Mitarbeit in dem Wiki nachgewiesen werden.
Fußnoten
- ↑ Die Seite 'Benuzter:Name' aufrufen, sofern der Benutzer den Email-Kontakt in seinem Benutzerprofil freigeschaltet hat, erscheint in der linken Navigation ein Link 'Email'. Bei diesem Kontakt wird die persönliche Email-Adresse des Angeschriebenen nicht öffentlich wird, er erfährt jedoch die Email des Schreibenden und kann so antworten und damit entscheiden.