Stuttgart 21/Stresstest/Gescheitert

Aus WikiReal
Version vom 14. September 2011, 23:24 Uhr von Christoph (Diskussion | Beiträge) (Neugestaltet und wesentlich ausgefüllt)

Wechseln zu: Navigation, Suche
NoGo.png
Die Auswertung der Stresstest-Prämissen, des Audits der SMA und des Verfahrens zeigt, dass nach aktueller Schätzung das Stresstest-Verfahren mindestens -fach gescheitert ist. Dies ist zurückzuführen auf schwerwiegende Fehler in den Prämissen des Stresstests, d.h. unrealistischen und nicht richtlinienkonformen Modellannahmen. Das Verfahren sollte durch das Audit bestätigt werden, die Auditierung ist aber selbst in vielen schwerwiegenden Punkten fehlerhaft, so dass das Testat keinen Bestand haben kann. Auch die Legitimierung des Verfahrens ist schwer beschädigt etwa durch die absprachewidrige Nicht-Beteiligung der Kritiker an der Prämissen-Formulierung. Auch das weitere Verfahren über die Nachsimulation einzelner letzter Fehler im Stresstest kann allein schon methodisch nicht den Nachweis für ein Bestehen des Stresstests liefern. Die Bahn hat überdies ihre Glaubwürdigkeit massiv beschädigt durch Informationszurückhaltungen und Manipulationen der Öffentlichkeit. Am Ende des Stresstests erscheint der geforderte Leistungszuwachs nicht unter Praxisbedingungen erbringbar.

NoGo.png – Killer-Kriterium, nach den Grundsätzen von Treu und Glauben hätte allein dieser Punkt ein Scheitern des Stresstests bedeuten müssen.
Dot.pngNoGo.pngDot.png – Es kann darüber diskutiert werden, ob dieses Argument als Killer-Kriterium angesehen werden müsste.

Stresstest-Prämissen Auditierung durch die SMA Verfahren


Unzureichende Aufgabenstellung
NoGo.png Ex.png Nach Aufgabenstellung Testat nur über Simulation,
Dot.pngDot.png nicht über zukünftige Leistungsfähigkeit möglich
NoGo.png Keine Plausibilisierung aller Eingangsgrößen
Testat erteilt trotz fehlender Grundlage
NoGo.png Ex.png Testat erteilt trotz erkannter großer Mängel:
NoGo.png Testat erteilt ohne nachvollziehbare Dokumentation
NoGo.png Testat erteilt ohne vollständige Simulation
NoGo.png Testat erteilt trotz vieler Richtlinienverstöße
NoGo.png Testat erteilt ohne Abschluss der Analyse
Handwerkliche Mängel zugunsten der Bahn
NoGo.png Ex.png Schönreden gravierender Mängel
NoGo.png Viele Mängel übersehen / nicht angesprochen
NoGo.png Entscheidende Aussagen ohne Quellenangaben

Vorbereitung
NoGo.png Ex.png Nicht-Beteiligung der Kritiker an den Prämissen
NoGo.png Basis sowie 30% Leistungssteigerung unzureichend
Interpretation
NoGo.png Auditor testierte keinen "Stresstest"
NoGo.png Auditor testierte kein "Premium"
NoGo.png Hilfsargumentationen für "Premium" tragen nicht
Plausibilisierung
NoGo.png Ex.png Stresstest-Leistung nach wie vor unplausibel
Finaler Simulationslauf
NoGo.png Ex.png Keine vollst. Simulation (alle Parameter realistisch)
Glaubwürdigkeit
NoGo.png Ex.png Informationsvorenthaltungen zu Prämissen
Dot.pngNoGo.pngDot.png Unaufrichtigkeiten in der Stresstest-Darstellung
Dot.pngNoGo.pngDot.png Medienmanipulation für "Bestanden"-Prädikat
NoGo.png Ex.png Schauspiel um Geißlers Kompromissvorschlag

Baustelle.png
Zwischenstand, wird laufend ergänzt.

Ein fehlerhafter Prozess wird nicht dadurch richtig, dass eine fehlerhafte Auditierung dieses Prozesses durchgeführt wird. Auch wenn die Kritiker den Auditor SMA selbst vorgeschlagen hatten, darf das nicht den Blick verschließen vor den gravierenden Mängeln seiner Arbeit. Diese können nicht allein damit begründet werden, dass dies der Erstfall der Auditierung einer solchen Simulation ist. Die Systematik der Fehler lässt den Verdacht aufkommen, dass die Übermacht der Deutsche Bahn AG als Auftraggeber und Großkunde zu einem Gefälligkeitsgutachten geführt hat. Nur durch Verkürzung des Gutachten-Auftrags auf ein Audit, bei dem die Bahn volle Kontrolle über alle Maßstäbe hat, war die Optimierung sämtlicher Eingangsgrößen in unrealistische Extreme jenseits anerkannter Standards des Bahnverkehrs möglich.

Angesichts der Fülle an Killerkriterien, d.h. der Fülle an einzelnen Gründen, die jeder für sich genommen ein Scheitern des Stresstests begründen könnten, stellt sich die Frage, wie das passieren konnte und ob aus Fahrlässigkeit oder Vorsatz. Die Bahn selbst gibt die Antwort, offenbar war sie schon früh selbst nicht davon überzeugt, dass der Stresstest unter regulären Bedingungen bestanden werden könnte:

"Die Bahn kündigte damals aber schon einen eigenen «produktionsorientierten» Fahrplan an. Während SMA die Prämissen gleich zu Anfang festzurren wollte, wollte die Bahn diese im Prozess anpassen, damit der Stresstest für den Tiefbahnhof mit 49 Zügen auch bestanden werde. Ihren Fahrplan unterfütterte die Bahn argumentativ damit, dass die geforderte Kapazitätssteigerung von 30 Prozent «irreal wäre und in absehbarer Zeit nicht bestellt würde»." [1]

Es war also von der Bahn offen angekündigt worden, einen nicht bedarfsorientierten Fahrplan zu verwenden, der "produktionsorieniert" allein die 49 Züge des Stresstests ermöglichen sollte. Auch dass die Prämissen (die weitgehend von Richtlinien ohne Spielräume festgelegt sind) auf dieses Ergebnis hingetrimmt werden mussten, wurde schon eingestanden. Das erklärt die zahlreichen Richtlinienverstöße. Bei so viel Offenheit kann man nur bewundern für wie unangreifbar sich die Bahn bei dieser Beugung aller bahnwissenschaftlichen Prinzipien hält. Dieses Vorgehen der Bahn setzt die Unaufrichtigkeiten in der Faktenschlichtung zum Thema Leistungsfähigkeit von S21 fort. Insofern erscheint der Stresstest nur als die Fortsetzung dieser Vorgehensweise.

Dass bis zuletzt weitere Tricks in der Öffentlichkeitsarbeit für Stuttgart 21 notwendig sind, bestätigt, dass die argumentative Basis mit Stresstest und Audit nicht besser geworden ist: Da der Auditor zu keiner Zeit "Stresstest bestanden" testiert hatte, musste diese Formulierung mit einer sorgsam eingefädelten Massen-Suggestion geprägt werden. Auch musste die Fernseh-Öffentlichkeit mit schausgespielter Überraschung der Bahn zum Kompromissvorschlag Geißlers getäuscht werden. Schon der Stresstest hätte durch eine unabhängige Instanz erbracht werden müssen. Das gilt insbesondere für eine mögliche Wiederholung desselben (vergleichbar einer Bilanzfälschung, dort kommen danach unabhängige Prüfer ins Haus).

Die zahlreichen klaren Begründungen für ein Scheitern des Stresstest-Verfahrens machen deutlich, wie weit der Tiefbahnhof Stuttgart 21 mit seinen acht Gleisen davon entfernt ist, die geforderte Leistung zu erbringen. Es scheint sich zu bestätigen, dass der exorbitante Leistungssprung gegenüber den höchsten Leistungswerten deutscher Großbahnhöfe in der Praxis nicht unter realistischen Bedingungen schließen lässt.

Quellenangaben

  1. 21.06.2011, stuttgarter-zeitung.de, "Bahn hält die Vorgaben für «irreal»"