Stuttgart 21/Personenzugänge/Chronologie

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Die öffentliche Diskussion zu der Unterdimensionierung von Stuttgart 21 ist von Täuschungen der Deutschen Bahn AG und von Wahrnehmungsverweigerung der Politik geprägt. Ein der Bedeutung des Themas für die Infrastruktur der Stadt und der Region entsprechender Aufklärungswille ist nicht festzustellen.

Aktuell

05.08.2014 Entfluchtung, Der Spiegel: Baubeginn ohne Brandschutzkonzept. Entfluchtung, Bahn: 6.500 Personen auf 4 Bahnsteigen, Engelhardt: 6.000 auf 1 Bahnst.[1]
04.08.2014 Projektsprecher Dietrich behauptet falsch, S21 habe "keine Engpässe, die die Qualität der Personenströme einschränken!"[2]
22.07.2014 Die Breite der S21-Engpässe ist am Bahnsteig in München-Lochhausen laut Bahn zu "eng" und ein Fehler, aus dem sie lernen will.[3]
13.03.2014 Projektsprecher Dietrich beschuldigt das Landesverkehrsministerium bezüglich der unrichtigen Personenstromanalyse der PTV schwer und zu Unrecht.
19.02.2014 Seit einem Jahr hat die Bahn den Vorwürfen zur Täuschung des Gemeinderats nichts entgegenzusetzen (St.Z. 19.02.14, Kommentar, siehe dazu St.Z. 03.01.2013).

Inhalt

Zusammenfassung

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Die Personenstromanalysen zu Stuttgart 21 wurden von der Deutschen Bahn AG nicht öffentlich gemacht, auch nicht in der Faktenschlichtung, als das Thema der Engpässe neben den Rolltreppen angesprochen worden war und die Bahn mit der Personenstromanalyse argumentiert hatte. Der gesamte Prozess der Bahn zur Dimensionierung von Stuttgart 21 ist durchzogen von zahlreichen großen Unaufrichtigkeiten}}.

Erst in 2012 wurden die für die Bahn als Grundlage der "Dimensionierung" der Fußgängeranlagen erstellten Gutachten der Firma Durth-Roos bekannt und lösten eine Diskussion aus, die in der Rechtfertigung der Deutschen Bahn AG vor dem Stuttgarter Gemeinderat am 24.07.2012 gipfelte. Hier stellte sie die Situation für die Personenströme als unkritisch dar. Diese Darstellung basierte aber auf zahlreichen unrichtigen und unvollständigen Angaben. Als im Februar 2013 in einer Studie die tatsächliche Unterdimensionierung der Fußgängeranlagen von Stuttgart 21 nachgewiesen wurde, wie auch der Vorwurf im Detail belegt wurde, die Bahn habe mit dem Gemeinderat einen Finanzierungspartner des Projekts massiv getäuscht, bezeichnete die Bahn dies als "haltlos" und kündigte an, dies "detailliert prüfen" zu wollen. – Bis heute liegt kein Ergebnis dieser Prüfung vor.

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Der Nachweis gegenüber dem Stuttgarter Gemeinderat, dass mit ihm ein Finanzierungspartner von der Bahn in wesentlichen Eigenschaften des Projekts massiv getäuscht worden war, und somit die Geschäftsgrundlage im Zweifel steht, löste bei den Mehrheitsfraktionen keinen Handlungssbedarf aus.

Als die Kritik an der Entfluchtungssimulation formuliert wurde, leitete der Stuttgarter Gemeinderat immerhin eine Diskussion über die Branddirektion ein. Diese fand jedoch ein jähes Ende, als die Bahn mit den offenen Fragen konfrontiert wurde.

Anfang 2014 wurde dann eine weitere für das Landesverkehrsministerium erstellte Personenstromanalyse der Firma PTV bekannt, die die Vorgängerarbeiten von Durth Roos für den Tiefbahnhof überprüfen sollte und den Kopfbahnhof vergleichbar bewerten sollte. Da das Gutachten vermeintlich positiv für Stuttgart 21 ausfällt, erhob die Opposition im Landtag den Vorwurf, das Ministerium habe die Studie wegen des misliebigen Ergebnisses seit Dez. 2013 zurückgehalten. Tatsächlich sind die vom Ministerium geltend gemachten methodischen Bedenken berechtigt, das das Gutachten im Ergebnis nicht zutrifft aufgrund von Fehlern in der Argumentation.

Chronologie und Medienbeiträge

Wesentliche Meilensteine und Medienveröffentlichungen zur Diskussion der Fußgängeranlagen von Stuttgart 21, teilweise kommentiert:

04.08.2014, ZDF heute journal, Baustart am Bahnhofstrog, obwohl Brandschutz noch nicht genehmigt (youtube)
05.08.2014   Der Spiegel: Baubeginn ohne Brandschutzkonzept. Entfluchtung, Bahn: 6.500 Personen auf 4 Bahnsteigen, Engelhardt: 6.000 auf 1 Bahnst.[1] (Entfluchtung)
04.08.2014   Baubeginn am Bautrog, obwohl der Brandschutz noch nicht genehmigt ist. Auf die Kritik zu den Engpässen, die sich durch die Fluchttreppenhäuser noch verschärfen, erwidert Projektsprecher Dietrich unrichtig: "Der Bahnhof hat keine Engpässe, die die Qualität der Personenströme einschränken!"[2] Dies ist im Widerspruch zu den Ergebnissen der Personenstromanalysen von Durth Roos und PTV und den Aussagen der Bahn an anderer Stelle (siehe nachfolgend, 22.07.2014).
München-Lochhausen: 2,05 m Breite neben den Bahnsteigkanten sind laut der Bahn zu "eng" und ein "Fehler", aus dem sie lernen will (22.07.2014 merkur-online.de, Bild: Kathrin Garbe), werden aber bei S21 geplant.
22.07.2014   Die bei Stuttgart 21 auf jedem Bahnsteig auf insgesamt 40 m Länge geplanten Engpässe von 2,05 m Breite gelten auf einem Münchner Vorortbahnhof, in München-Lochhausen, laut Bahn als zu "eng" und ein "Fehler" aus dem man lernen will. Dort sollten die Fahrgäste während der Dauer der Bauarbeiten "sich einfach dünn machen und gut aufpassen" (Bild rechts).[3] Bei Stuttgart 21 sind die Engpässe von Dauer und es handelt sich vielmehr um einen wichtigen Knoten- und Umsteigebahnhof mit einem der höchsten Fahrgastaufkommen in Deutschland. Die Reisenden haben außerdem teils voluminöses Gepäck.
21.03.2013   stuttgarter-zeitung.de, "Eiszeit in der Stuttgart-21-Familie". Die Bahnvertreter widersprechen sich bezüglich einer neuen Personenstromanalyse, die die Fluchttreppenhäuser berücksichtigt.
21.03.2014   stuttgarter-zeitung.de, "Angst vor zu vielen Engstellen". Überraschenderweise berichtet die St.Z. nicht über die ihr mitgeteilten grundlegenden Mängel des PTV-Gutachtens, sondern erläutert nur den Stand der früheren Diskussion.
20.03.2014   rdl.de, Radio Dreyeckland, "Stuttgart 21: Positives Gutachten sorgt für geteilte Reaktionen", Interview mit C. Engelhardt zum Gutachten von PTV (mp3 rdl.de). C. Engelhardt erläutert, dass das PTV-Gutachten in zwei zentralen Aussagen nicht zutrifft. Die Bestätigung der Ergebnisse von Durth-Roos als »auf der sicheren Seite« kann ohne die Prüfung der Eingangsparameter gar nicht erfolgen, dort hatte man sich aber um Faktoren gutgestellt [Min. 2:30 ] und in der Kopfbahnhof-Bewertung [4:30] falsch gerechnet, d.h. nicht berücksichtigt, dass die Aussteiger gleichmäßig zum Bahnsteigende strömen und nicht vom Zugende nach vorne rennen, um am Engpass anstehen zu können.
13.03.2014   stuttgarter-zeitung.de, "Bahn-Land-Verhältnis ist belastet"
13.03.2014   stuttgarter-zeitung.de, "Projektsprecher zeigt sich enttäuscht"
12.03.2014   stuttgarter-zeitung.de, "Minister Hermann stellt eigenes Gutachten infrage"
12.03.2014   mvi.baden-wuerttemberg.de, "Stellungnahme zur Berichterstattung über eine vom MVI beauftragte Untersuchung zur Personenstromanalyse des Stuttgarter Hauptbahnhofs S 21" (Gutachten als pdf mvi.baden-wuerttemberg.de)
11.03.2014   badische-zeitung.de, "Stuttgart 21: Minister Hermann hält positives Gutachten zurück"
SWR BW, Landesschau aktuell, "S21-Gegner kritisieren Brandschutzkonzept der Bahn"
28.02.2013, Pressekonferenz der Fraktion SÖS und LINKE im Stuttgarter Gemeinderat (Videos auf fluegel.tv 1. Tom Adler, 2. C. Engelhardt, 3. Stocker-Rockenbauch-Engelhardt)
19.02.2014   stuttgarter-zeitung.de, "Zweierlei Maß". Kommentar zur Sprachlosigkeit der Bahn.
19.02.2014   stuttgarter-zeitung.de, "Die Bahn hat sich gründlich vermessen". Seit einem Jahr hat die Bahn den Vorwürfen zur Täuschung des Gemeinderats durch die Bahn nichts entgegenzusetzen.
05.02.2014   stuttgarter-nachrichten.de, "Bäumen auf Bahnhofsdach fehlt Erde"
04.02.2014   stuttgarter-zeitung.de, "Grüne: Rettungskonzept nicht realistisch"
28.01.2014   stuttgarter-zeitung.de, "Minister prüft Brandschutz". Minister Hermann bringt die Frage nötigenfalls vor den Lenkungskreis.
26.01.2014   stuttgarter-zeitung.de, "Streit über den Brandschutz". Die Bahn reagiert gereizt auf die Kritik an der Entfluchtungssimulation.
24.01.2014   SWR BW, Landesschau aktuell, 19:45 Uhr, "S21-Gegner kritisieren Brandschutzkonzept der Bahn" (youtube). Das Verkehrsministerium sagt eine "Prüfung" der Zahlen zu.
03.12.2013   Eingabe von C. Engelhardt beim Gemeinderat zu Leistungsrückbau und der zu geringen Personenzahl in der Entfluchtung für die Fraktion SÖS/Linke.
04.03.2013   Positionspapier (412 kB, 3 Seiten), Positionspapier zu Handlungsbedarf für DB-Aufsichtsrat und Finanzierungspartner (Email-Anschreiben)
01.03.2013   stuttgarter-zeitung.de, "Zweifel an den Fluchtwegen". Laut Analyse von Dr. Engelhardt (vom 27.01.2013) ist Stuttgart 21 für die zu erwartenden Personenströme nicht ausreichend dimensioniert. Es wurden zu geringe Belastungen ohne Doppelbelegungen und regelwidrig erhöhte Bahnsteigräumzeiten angenommen. Die Entfluchtungszeit ist vollkommen unrealistisch. Der Gemeinderat wurde am 24.07.2012 mit falschen und unvollständigen Angaben getäuscht. Die Bahn bezeichnet die Vorwürfe als "haltlos" und kündigt an, sie "detailliert prüfen" zu wollen.
01.03.2013   stuttgarter-nachrichten.de, "S21: Gegner werfen Bahn Täuschung vor"
28.02.2013   Pressekonferenz der Fraktion SÖS und LINKE im Stuttgarter Gemeinderat, in der die hier dargestellten Ergebnisse präsentiert wurden (Videos auf fluegel.tv: 1. Tom Adler, 2. C. Engelhardt, 3. Stocker-Rockenbauch-Engelhardt)
27.02.2013   Stellungnahme von C. Engelhardt "Kritische Würdigung der Personenstromanalyse" (Zusammenfassung auf den ersten 5 Seiten)
25.07.2012   stuttgarter-zeitung.de, "Nun streitet Rat über die Bahnsteige"
25.07.2012   stuttgarter-nachrichten.de, "Jeder Bahnsteig ist in vier Minuten frei"
24.07.2012   Die Deutsche Bahn verteidigt im UTA des Gemeinderats die Ergebnisse der Personenstromanalysen durch schriftliche Stellungnahme des Konzernbevollmächtigten Eckart Fricke vom 20.07.2012[4] und durch Vortrag von Sven Hantel, Regionalleiter Südwest[5]
05.06.2012   Antrag der Grünen auf Behandlung der Leistungsfähigkeit im Umwelt und Technikausschuss (UTA) des Gemeinderats[6]
27.05.2012   Veröffentlichung der von dem ehemaligen Richter Christoph Strecker über das Informationsfreiheitsgesetz vom Eisenbahn-Bundesamt erhaltenen Personenstromanalyse von 2009 und 2012[7]
22.03.2012   Veröffentlichung erster Auszüge der Personenstromanalyse von 1998 durch die Ingenieure22[8]


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Einzelnachweise

  1. a b 05.08.2014, Der Spiegel, S. 31, "Gefährliche Defizite" (magazin.spiegel.de)
  2. a b 04.08.2014, ZDF heute journal, "Baustart neben Pannen" (Video youtube.com)
  3. a b 22.07.2014, merkur-online.de, "Fahrgäste sauer: Dieser Bahnsteig ist gefährlich"
  4. 20.07.2012, Eckart Fricke, Konzernbevollmächtigter der DB AG für das Land Baden-Württemberg, „Anfrage Bündnis 90 / DIE GRÜNEN zur Leistungsfähigkeit des neuen Haupt-bahnhofes Stuttgart 21 vom 05.06.2012“, schriftliche Stellungnahme
  5. 24.07.2012, Sven Hantel, Regionalleiter Südwest, "24.07.2012 UTA Stuttgart 21", Foliensatz zur Präsentation im Stuttgarter Gemeinderat am 24.07.2012 (pdf).
  6. 05.06.2012, Gemeindratsfraktion der Grünen in Stuttgart, "Neue Zweifel an der Leistungsfähigkeit des neuen Stuttgart-21-Tiefbahnhofs" (lust-auf-stadt.de)
  7. 27.05.2012, cams21.de, Christoph Strecker, "Stuttgart 21 – Personenstrom spült Wahrheit zutage"
  8. 22.03.2012, ingenieure22.de, "Dokumente belegen: Stuttgart 21 für nur 30 Züge geplant!". S.a.:
    22.03.2012, wikireal.org, Pressemitteilung "Eindrucksvolle Bestätigung der Stresstest-Kritik"