Stuttgart 21/Regionale Folgen
Stuttgart 21 soll die Region besser an die Landeshauptstadt und den Flughafen anbinden. Wenn auch die Neubaustrecke einen deutlichen Fahrzeitgewinn bringt, so profitieren dennoch nicht alle Fahrgäste von dem Neubau, sobald die gesamte Reisezeit inklusive der Anschlüsse berücksichtigt wird. Im Mittel tritt offenbar eine spürbare Verschlechterung ein.
Inhaltsverzeichnis
Fahrzeiten bei S21 länger als mit K21
Im Oktober 2010 hatte die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) bei der SMA ein Gutachten "Stuttgart21 und Kopfbahnhof 21 - vergleichende Analyse der Reisezeiten" in Auftrag gegeben. Es sollte offenbar als Argumentationshilfe für die CDU-geführte Landesregierung während der Schlichtungsgespräche dienen. Doch das Papier, das das Datum 26.11.2010 trägt, blieb in der Schublade.[1] Erst die neue Landesregierung machte es verfügbar.[2]
Im Durchschnitt aller Fahrgäste kommen diese über alle Strecken gemittelt mit K21 um rund 0,4 Minuten schneller ans Ziel als mit S21. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der bei K21 zugrundegelegte Fahrplan 5 Züge je Stunde mehr hat, als der bei S21, was zu Taktverdichtungen auf einzelnen Strecken führt. Lediglich beim Fernverkehr bringt Stuttgart 21 einen leichten Vorteil. Würde das Land bei K21 gleichviel Züge bestellen, wie bei S21 vorgesehen, würde sich der Vorteil von K21 zumindest reduzieren, ob er sich in einen Vorteil für S21 umwandeln würde, lässt sich mit dem zugänglichen Zahlenmaterial nicht abschätzen. Der Anteil der Fahrgäste in beiden Konzepten, die zukünftig schneller bzw. langsamer ans Ziel kämen, stellt sich wie folgt dar:
Alternative | Fahrgäste schneller |
Fahrgäste gleich |
Fahrgäste langsamer |
---|---|---|---|
Stuttgart 21 | 19 % | 68 % | 13 % |
Kopfbahnhof 21 | 13 % | 81 % | 6 % |
Erschwerend kommt hinzu, dass bei Stuttgart 21 im Verspätungsfall die Anschlusszüge nicht warten, so dass in der Realität der Nachteil von S21 noch deutlicher ausfallen dürfte.
Andererseits wurde bei K21 eine Art ITF-Vollknoten angenommen, was zur Folge hat, dass bei K21 die meisten Züge ebenfalls nicht warten, da sonst der gesamte ITF aus dem Takt gerät. D.h. bei K21 sind im Verspätungsfall nahezu alle Anschlüsse verloren, bei S21 nur die zeitlich knappen. Dies wiederum führt dazu, dass K21 sich gegenüber S21 für mehr Fahrgäste verschlechtert.
Region Freiburg
Zahlreiche Anschlussverluste.........................................................
Region Ostwürttemberg
Der tatsächlich Zeitgewinn im Flughafenverkehr kommt vom angekündigten Halbstundentakt und ist von Stuttgart 21 vollkommen unabhängig........
In Aalen wird ein gut funktionierender Knoten des Baden-Württemberg-Takts zerstört..........
Mit geringem Aufwand könnte heute schon die Reisezeit von Aalen nach Hamburg auf von ca. 6 h auf 5:30 h reduziert werden. Mit Stuttgart 21 wird sie nach den derzeitigen Planungen auf ca. 6:30 h steigen.
Region Tübingen
Ohne Ausbau der Wendlinger Kurve kann der prognostizierte Verkehr nicht bewältigt werden. Es ist davon auszugehen, dass auf andere Verkehrsträger ausgewichen werden muss. ....
Region Filstal
Der Stresstest enthält keinerlei Fernverkehr über die Filstaltrasse obwohl von der Bahn so versprochen. Eine Berücksichtigung würde das Ergebnis negativ beeinflussen weil Fernverkehrslinien in der Regel wegen ihrer Länge nicht für Doppelbelegungen taugen und weil eine Fernverkehrslinie auch sinnvoll nach Norden durchgebunden werden müsste.
Die RB-Linie Ulm - Stuttgart kann nur mittels eines 7-minütigen Zwangsaufenthaltes in Bad Cannstatt in den Tiefbahnhof eingebunden werden. Die damit erreichte Fahrzeit von 40 Minuten Göppingen - Stuttgart ist nicht attraktiv da heute fahrplanmässig wesentlich bessere Reisezeiten angeboten werden.
Region Freiburg
Zahlreiche Anschlussverluste.........................................................
Einzelnachweise
- ↑ 15.10.2011, stuttgarter-zeitung.de, "K 21 schneidet bei Reisezeit gut ab"
- ↑ mvi.baden-wuerttemberg.de "Vergleichende SMA-Analyse der Reisezeiten"