Stuttgart 21/Personenzugänge/Ergebnisse: Unterschied zwischen den Versionen

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Übersicht über die wichtigsten Ergebnisse aus der '''Kritischen Würdigung der Darstellungen der Deutschen Bahn AG zu den [[Stuttgart 21/Personenzugänge|Personenströmen]] im Stuttgart 21-Tiefbahnhof'''. Eine detaillierte Argumentation und Referenzierung sämtlicher Belege finden sich in der [http://www.wikireal.info/w/images/2/2e/2013-02-27_S21%2C_Kritische_W%C3%BCrdigung_Personenstromanalyse_V_1.3.pdf '''Stellungnahme'''] von C. Engelhardt vom 27.02.2013.
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Stuttgart 21 ist '''[[Stuttgart 21/Leistung|nicht nur für die Züge]]''', sondern auch '''[[Stuttgart 21/Personenzugänge|für die Fußgänger]]''' deutlich '''unterdimensioniert'''. Im folgenden werden die wesentlichen Aspekte entsprechend der folgenden Studie zusammenfassend dargestellt.
  
Auf dieser Seite können insbesondere später hinzu gekommene Diskussionspunkte, ggf. Korrekturen und neuere Erkenntnisse zum Thema ergänzt werden, um die Wahrheitsfindung fortzusetzen.  
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{{newsitem|27.02.2013|[http://www.wikireal.info/w/images/2/2e/2013-02-27_S21%2C_Kritische_W%C3%BCrdigung_Personenstromanalyse_V_1.3.pdf '''Stellungnahme'''] {{grey|(1,2 MB, 49 Seiten),}} Gutachterliche Stellungnahme von C. Engelhardt zu den Personenstromanalysen (Zusammenfassung auf den ersten 5 Seiten)}}
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Auf dieser Seite können daran anschließend später hinzu gekommene Diskussionspunkte oder Korrekturen und neuere Erkenntnisse zum Thema ergänzt werden, um den Faktencheck fortzusetzen. Eine chronologische Übersicht der Kritik an der Unterdimensionierung von Stuttgart 21 für die Fußgänger findet sich hier → [[Stuttgart 21/Personenzugänge/Chronologie|Chronologie]].
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{{newsitem|19.02.2014|Seit einem Jahr hat die Bahn den Vorwürfen zur '''Täuschung des Gemeinderats''' nichts entgegenzusetzen ([http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.posse-in-hegne-am-bodensee-die-bahn-hat-sich-gruendlich-vermessen.16c8f635-e1f5-45cd-8b81-f11f770c540b.html St.Z. 19.02.14], [http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kommentar-zur-bahnsteig-posse-zweierlei-mass.6cc426c9-8a2b-49fc-b99b-c48d1ffb06ab.html Kommentar], siehe dazu [http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-zweifel-an-den-fluchtwegen.96da3047-35ed-49e1-9112-ca6a1a70760d.html St.Z. 03.01.2013]).}}
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Für eine realistische Simulation hätten in den Personenstromanalysen die '''Belastungen um einen Faktor 1,5 bis 2 höher''' angesetzt werden müssen:
 
Für eine realistische Simulation hätten in den Personenstromanalysen die '''Belastungen um einen Faktor 1,5 bis 2 höher''' angesetzt werden müssen:
# Es wurden nur die '''Reisenden aus 32 Zügen''' berücksichtigt, nicht etwa die aus 49 Zügen des Stresstests. Die 32 Züge liegen deutlich unter den 38 Zügen, die heute fahren und weit unter dem zugesagten Wachstum von '''50 % laut Finanzierungsvertrag'''. Das von der Bahn angegebene Wachstum an Reisenden von 23 % liegt in Wirklichkeit niedriger und beträgt wohl nur ca. 11 %. Es müssten somit '''rund 35 % mehr Reisende''' angenommen werden, um 50 % Wachstum abzubilden.
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# Es wurden nur die '''Reisenden aus 32 Zügen''' berücksichtigt, nicht etwa die aus den 49 Zügen des Stresstests. Die 32 Züge liegen deutlich unter den 38 Zügen, die heute fahren und weit unter dem zugesagten Wachstum von '''50 % laut Finanzierungsvertrag'''. Das von der Bahn angegebene Wachstum an Reisenden von 23 % liegt in Wirklichkeit niedriger und beträgt wohl nur ca. 11 %. Es müssten somit '''rund 35 % mehr Reisende''' angenommen werden, um 50 % Wachstum abzubilden.
 
# Nicht nur der Stresstest auch das 32-Züge Programm setzten '''Doppelbelegungen''' voraus. Bei Doppelbelegungen sind aber die Bahnsteige mit '''100 % mehr Reisenden''' belastet. Dieser Punkt steht zur [[Diskussion:Stuttgart_21/Personenzugänge | Diskussion]].
 
# Nicht nur der Stresstest auch das 32-Züge Programm setzten '''Doppelbelegungen''' voraus. Bei Doppelbelegungen sind aber die Bahnsteige mit '''100 % mehr Reisenden''' belastet. Dieser Punkt steht zur [[Diskussion:Stuttgart_21/Personenzugänge | Diskussion]].
 
# In den Personenstromanalysen wurde mit rund 1.100 Reisenden pro Zug gerechnet. Für '''Regionalverkehrszüge''' sind jedoch mit 1.370 Reisenden rund '''25 % mehr Reisende''' pro Zug am Bahnsteig zu erwarten.
 
# In den Personenstromanalysen wurde mit rund 1.100 Reisenden pro Zug gerechnet. Für '''Regionalverkehrszüge''' sind jedoch mit 1.370 Reisenden rund '''25 % mehr Reisende''' pro Zug am Bahnsteig zu erwarten.
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Darüber hinaus waren die '''Hürden der angestrebten Betriebsqualität um gut einen Faktor 2 gesenkt''' worden:
 
Darüber hinaus waren die '''Hürden der angestrebten Betriebsqualität um gut einen Faktor 2 gesenkt''' worden:
 
# Die S21 für die Spitzenzeiten vorgegebene Qualitätsstufe C wurde effektiv auf D abgesenkt, somit werden im Schnitt '''40 % höhere Personendichten akzeptiert''' als zugesagt.
 
# Die S21 für die Spitzenzeiten vorgegebene Qualitätsstufe C wurde effektiv auf D abgesenkt, somit werden im Schnitt '''40 % höhere Personendichten akzeptiert''' als zugesagt.
# Die Bahnsteigräumzeit wurde entgegen der Vorgabe der Bahnrichtlinie von 2,5 Minu-ten auf 4 Minuten heraufgesetzt, deutlich über dem Maximalwert von 3 Minuten. Somit werden weitere '''60 % mehr Personen akzeptiert''' als regelkonform möglich.
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# Die Bahnsteigräumzeit wurde entgegen der Vorgabe der Bahnrichtlinie von 2,5 Minuten auf 4 Minuten heraufgesetzt, deutlich über dem Maximalwert von 3 Minuten. Somit werden weitere '''60 % mehr Personen akzeptiert''' als regelkonform möglich.
  
==Entfluchtung geht nur von halber Personenzahl aus==
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==Entfluchtung geht von viel zu geringer Personenzahl aus==
  
Die vorliegende Untersuchung konzentrierte sich auf die Personenströme im regulären Betrieb, lieferte aber auch den Nachweis, dass in den Entfluchtungsszenarien von weniger als der Hälfte der Reisenden pro Bahnsteig ausgegangen wurde, als in den geplanten Betriebsprogrammen zu erwarten wären. In Doppelbelegungen können 4 Züge pro Bahnsteig halten, doppelt so viel wie simuliert. Diese Regionalverkehrszüge haben darüber hinaus rund 25 % höhere Kapazität pro Zug als bisher unterstellt wurde.
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Die Analyse vom 27.02.2013 konzentrierte sich auf die Personenströme im regulären Betrieb, lieferte aber auch den Nachweis, dass gemessen an den geplanten Betriebsprogrammen in den Entfluchtungsszenarien von weniger als der Hälfte der zu entfluchtenden Personen pro Bahnsteig ausgegangen wurde. Laut den Angaben von Projektsprecher Wolfgang Dietrich sollten '''2.530 Personen''' pro Bahnsteig entfluchtet werden können.<ref>26.07.2012, [http://direktzu.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/stuttgart21/messages/brandschutz-kapazitaeten-fuer-evakuierung-von-fahrgaesten-31935 direktzu.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de], Wolfgang Dietrich, Antwort auf "Brandschutz: Kapazitäten für Evakuierung von Fahrgästen"</ref> Zwischenzeitliche Veröffentlichungen stellten klar, dass tatsächlich zuletzt eine höhere Zahl von 4.041 zu evakuierenden Personen pro Bahnsteig (16.164 / 4) berücksichtigt wurden.<ref>09.10.2013, [http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-21-der-brennende-zug-faehrt-zum-bahnhof.92ce3974-585b-4e76-8f2a-5ba8d7c64f09.html stuttgarter-nachrichten.de], "Der brennende Zug fährt zum Bahnhof"</ref>
  
Für die Entfluchtungsszenarien müssten also gut doppelt so viele zu evakuierende Reisende angenommen werden als geschehen.
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Aber auch diese Belastung ist zu gering angesetzt. In Doppelbelegungen können 4 Züge pro Bahnsteig halten, mit bspw. jeweils 5 Doppelstockwaggons, was insgesamt rund 5.700 zu entfluchtende Personen ergibt. Für die 4.041 zu entfluchtenden Personen war von nur 2 Zügen pro Bahnsteig mit 7 Doppelstockwaggons ausgegangen worden. Daraus ergibt sich eine um rund 40 % höhere Anzahl an zu entfluchtenden Personen als bisher unterstellt wurde. Wird berücksichtigt, dass Stuttgart Hauptbahnhof einer der Bahnhöfe mit dem höchsten Fahrgastwechsel in Deutschland ist, dann sollte auch mehr als der durchschnittlich angesetzten 15 % wartenden Reisenden angesetzt werden. Im ersten Entfluchtungsgutachten zu Stuttgart 21 waren von dem Mit-Entwickler der entsprechenden Formel im EBA-Leitfaden<ref>01.03.2011, [http://www.eba.bund.de/DE/HauptNavi/Infrastruktur/IOH-Anlagen/Hochbau/hochbau_node.html eba.bund.de], Leitfaden für den Brandschutz in Personenverkehrsanlagen der Eisenbahnen des Bundes, S. 11</ref> noch 30 % wartende Personen angenommen worden<ref>24.01.2003, BPK, Brandschutz Planung Klingsch GmbH, "Ganzheitliches Brandschutzkonzept für PS 21, Flughafenanbindung, Station NBS", S. 27</ref>. Mit diesem Wert ergeben sich rund 6.500 zu entfluchtende Reisende. Diese Kritik wurde zusammengefasst in der folgenden Stellungnahme für die Fraktion SÖS/Linke im Stuttgarter Gemeinderat:
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{{newsitem|03.12.2013|[http://wikireal.info/w/images/9/92/2013-12-03_Engelhardt%2C_Kritik_Entfluchtung_Stuttgart_21.pdf '''Eingabe'''] {{grey|(273 kB, 8 Seiten),}} Eingabe beim Gemeinderat zu Leistungsrückbau und der zu geringen Personenzahl in der Entfluchtung für die Fraktion SÖS/Linke von C. Engelhardt}}
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Für die Entfluchtungsszenarien müssten also für Stuttgart 21 '''rund 40 % bis 60 % mehr zu evakuierende Personen''' angenommen werden als geschehen. In Folge dieser vom Gemeinderat aufgegriffenen Kritik ergaben sich weitere Gespräche und Veröffentlichungen auch zur Kritik an der Unterdimensionierung für die Personenströme, siehe → [[Stuttgart 21/Personenzugänge/Chronologie|Chronologie]].
  
 
==Neue Kritikpunkte zur Fußgänger-Dimensionierung==
 
==Neue Kritikpunkte zur Fußgänger-Dimensionierung==
  
Hier sollen Kritikpunkte gesammelt werden, die noch nicht in der Stellungnahme vom 28.02.2013 Erwähnung fanden:
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Hier sollen Kritikpunkte gesammelt werden, die noch nicht in der Stellungnahme vom 27.02.2013 Erwähnung fanden:
  
 
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# {{DarkRed|●●● [Falschaussage]}}. Obwohl der Tiefbahnhof für Fachleute ersichtlich nur einen '''"<u>desaströsen</u>" Bewegungskomfort''' liefert, wurde er für "hohe Servicequalität" und seine Vorbildfunktion <u>gelobt</u>.
 
# {{DarkRed|●●● [Falschaussage]}}. Obwohl der Tiefbahnhof für Fachleute ersichtlich nur einen '''"<u>desaströsen</u>" Bewegungskomfort''' liefert, wurde er für "hohe Servicequalität" und seine Vorbildfunktion <u>gelobt</u>.
  
==Chronologie==
 
 
Die Personenstromanalysen zu Stuttgart 21 wurden von der Deutschen Bahn AG nicht öffentlich gemacht, auch nicht in der Faktenschlichtung, als das Thema der Engpässe neben den Rolltreppen angesprochen worden war und die Bahn mit der Personenstromanalyse argumentiert hatte. Erst in 2012 wurden die Gutachten bekannt lösten eine Diskussion aus, die in der Rechtfertigung der Deutschen Bahn AG vor dem Stuttgarter Gemeinderat gipfelte.
 
{{#ev:vimeo|60781596|340|right|28.02.2013, Pressekonferenz der Fraktion SÖS und LINKE im Stuttgarter Gemeinderat (Videos auf fluegel.tv 1. [http://www.fluegel.tv/beitrag/5968 Tom Adler], 2. [http://www.fluegel.tv/beitrag/5970 C. Engelhardt], 3. [http://www.fluegel.tv/beitrag/5972 Stocker-Rockenbauch-Engelhardt])}}
 
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{{newsitem|22.03.2012|Veröffentlichung erster Auszüge der '''Personenstromanalyse von 1998''' durch die Ingenieure 22<ref>22.03.2012, [http://www.ingenieure22.de/index.php?option=com_content&view=article&id=62:s21-nur-fuer-30-zuegegeplant&catid=35:presse&Itemid=58 ingenieure22.de], "Dokumente belegen: Stuttgart 21 für nur 30 Züge geplant!". S.a.:<br />22.03.2012, [http://de.wikireal.org/w/images/a/ab/2012-03-22_WikiReal-Pressemitteilung_-_Eindrucksvolle_Best%C3%A4tigung_der_Stresstest-Kritik.pdf wikireal.org], Pressemitteilung "Eindrucksvolle Bestätigung der Stresstest-Kritik"</ref>}}
 
{{newsitem|27.05.2012|Veröffentlichung der von dem ehemaligen Richter Christoph Strecker über das Informationsfreiheitsgesetz vom Eisenbahn-Bundesamt erhaltenen '''Personenstromanalyse von 2009 und 2012'''<ref>27.05.2012, [http://cams21.de/stuttgart-21-personenstrom-spult-wahrheit-zutage/ cams21.de], Christoph Strecker, "Stuttgart 21 – Personenstrom spült Wahrheit zutage"</ref>}}
 
{{newsitem|05.06.2012|'''Antrag der Grünen''' auf Behandlung der Leistungsfähigkeit im Umwelt und Technikausschuss (UTA) des Gemeinderats<ref>05.06.2012, Gemeindratsfraktion der Grünen in Stuttgart, "Neue Zweifel an der Leistungsfähigkeit des neuen Stuttgart-21-Tiefbahnhofs" ([http://www.lust-auf-stadt.de/antraege/neue-zweifel-an-der-leistungsfaehigkeit-des-neuen-stuttgart-21-tiefbahnhofs/ lust-auf-stadt.de])</ref>}}
 
{{newsitem|24.07.2012|Die Deutsche Bahn verteidigt im '''UTA des Gemeinderats''' die Ergebnisse der Personenstromanalysen durch schriftliche Stellungnahme des Konzernbevollmächtigten Eckart Fricke vom 20.07.2012<ref>20.07.2012, Eckart Fricke, Konzernbevollmächtigter der DB AG für das Land Baden-Württemberg, „Anfrage Bündnis 90 / DIE GRÜNEN zur Leistungsfähigkeit des neuen Haupt-bahnhofes Stuttgart 21 vom 05.06.2012“, schriftliche Stellungnahme</ref> und durch Vortrag von Sven Hantel, Regionalleiter Südwest<ref name="Hantel120724">24.07.12, Sven Hantel, Regionalleiter Südwest, "24.07.2012 UTA Stuttgart 21", Foliensatz zur Präsentation im Stuttgarter Gemeinderat am 24.07.2012 ([http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/mediathek/detail/download/personenstromanalyse/mediaParameter/download/Medium/ pdf]).</ref>}}
 
{{newsitem|25.07.2012|[http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-nun-streitet-rat-ueber-die-bahnsteige.9c9a69b3-aa64-4e44-83ee-90040728fa41.html stuttgarter-zeitung.de], "Nun streitet Rat über die Bahnsteige"}}
 
{{newsitem|25.07.2012|[http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-21-jeder-bahnsteig-ist-in-vier-minuten-frei.34931556-f02e-455a-90fd-b713c90b9b94.html stuttgarter-nachrichten.de], "Jeder Bahnsteig ist in vier Minuten frei"}}
 
{{newsitem|28.02.2013|'''Pressekonferenz''' der Fraktion SÖS und LINKE im Stuttgarter Gemeinderat, in der die hier dargestellten Ergebnisse präsentiert wurden (Videos auf fluegel.tv: 1. [http://www.fluegel.tv/beitrag/5968 Tom Adler], 2. [http://www.fluegel.tv/beitrag/5970 C. Engelhardt], 3. [http://www.fluegel.tv/beitrag/5972 Stocker-Rockenbauch-Engelhardt])}}
 
{{newsitem|01.03.2013|[http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.raeumungszeiten-auf-bahnsteigen-s21-gegner-werfen-bahn-taeuschung-vor.3fffb837-534c-4d4e-b332-29b6f113e112.html stuttgarter-nachrichten.de], "S21: Gegner werfen Bahn Täuschung vor"}}
 
{{newsitem|01.03.2013|[http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-zweifel-an-den-fluchtwegen.96da3047-35ed-49e1-9112-ca6a1a70760d.html stuttgarter-zeitung.de], "Zweifel an den Fluchtwegen"}}
 
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{{Hinweis|Baustelle|Detailliertere Informationen werden sukzessive ergänzt. Kritik und Anregungen gerne auf der [[Diskussion:Stuttgart 21/Personenzugänge|Diskussionsseite]]}}
 
{{Hinweis|Baustelle|Detailliertere Informationen werden sukzessive ergänzt. Kritik und Anregungen gerne auf der [[Diskussion:Stuttgart 21/Personenzugänge|Diskussionsseite]]}}
  

Version vom 23. Februar 2014, 17:22 Uhr

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Stuttgart 21 ist nicht nur für die Züge, sondern auch für die Fußgänger deutlich unterdimensioniert. Im folgenden werden die wesentlichen Aspekte entsprechend der folgenden Studie zusammenfassend dargestellt.

27.02.2013 Stellungnahme (1,2 MB, 49 Seiten), Gutachterliche Stellungnahme von C. Engelhardt zu den Personenstromanalysen (Zusammenfassung auf den ersten 5 Seiten)

Auf dieser Seite können daran anschließend später hinzu gekommene Diskussionspunkte oder Korrekturen und neuere Erkenntnisse zum Thema ergänzt werden, um den Faktencheck fortzusetzen. Eine chronologische Übersicht der Kritik an der Unterdimensionierung von Stuttgart 21 für die Fußgänger findet sich hier → Chronologie.

Aktuell

19.02.2014 Seit einem Jahr hat die Bahn den Vorwürfen zur Täuschung des Gemeinderats nichts entgegenzusetzen (St.Z. 19.02.14, Kommentar, siehe dazu St.Z. 03.01.2013).

Belastungen gesenkt

Für eine realistische Simulation hätten in den Personenstromanalysen die Belastungen um einen Faktor 1,5 bis 2 höher angesetzt werden müssen:

  1. Es wurden nur die Reisenden aus 32 Zügen berücksichtigt, nicht etwa die aus den 49 Zügen des Stresstests. Die 32 Züge liegen deutlich unter den 38 Zügen, die heute fahren und weit unter dem zugesagten Wachstum von 50 % laut Finanzierungsvertrag. Das von der Bahn angegebene Wachstum an Reisenden von 23 % liegt in Wirklichkeit niedriger und beträgt wohl nur ca. 11 %. Es müssten somit rund 35 % mehr Reisende angenommen werden, um 50 % Wachstum abzubilden.
  2. Nicht nur der Stresstest auch das 32-Züge Programm setzten Doppelbelegungen voraus. Bei Doppelbelegungen sind aber die Bahnsteige mit 100 % mehr Reisenden belastet. Dieser Punkt steht zur Diskussion.
  3. In den Personenstromanalysen wurde mit rund 1.100 Reisenden pro Zug gerechnet. Für Regionalverkehrszüge sind jedoch mit 1.370 Reisenden rund 25 % mehr Reisende pro Zug am Bahnsteig zu erwarten.
  4. In den Simulationen wurde unrealistisch unterstellt, dass 40 % der S-Bahn Umsteiger zum Zugverkehr einen Umweg mit 14 Meter Höhendifferenz über die "kommeziellen Flächen" nehmen, statt den kürzeren direkten Weg über die Abgänge von den Bahnsteigen zur S-Bahn. Ohne diese unrealistische Annahme wären rund 20 % mehr Reisende an den kritischen Engpässen neben den Rolltreppen auf den Bahnsteigen zu erwarten.

Qualitätsansprüche gesenkt

Darüber hinaus waren die Hürden der angestrebten Betriebsqualität um gut einen Faktor 2 gesenkt worden:

  1. Die S21 für die Spitzenzeiten vorgegebene Qualitätsstufe C wurde effektiv auf D abgesenkt, somit werden im Schnitt 40 % höhere Personendichten akzeptiert als zugesagt.
  2. Die Bahnsteigräumzeit wurde entgegen der Vorgabe der Bahnrichtlinie von 2,5 Minuten auf 4 Minuten heraufgesetzt, deutlich über dem Maximalwert von 3 Minuten. Somit werden weitere 60 % mehr Personen akzeptiert als regelkonform möglich.

Entfluchtung geht von viel zu geringer Personenzahl aus

Die Analyse vom 27.02.2013 konzentrierte sich auf die Personenströme im regulären Betrieb, lieferte aber auch den Nachweis, dass gemessen an den geplanten Betriebsprogrammen in den Entfluchtungsszenarien von weniger als der Hälfte der zu entfluchtenden Personen pro Bahnsteig ausgegangen wurde. Laut den Angaben von Projektsprecher Wolfgang Dietrich sollten 2.530 Personen pro Bahnsteig entfluchtet werden können.[1] Zwischenzeitliche Veröffentlichungen stellten klar, dass tatsächlich zuletzt eine höhere Zahl von 4.041 zu evakuierenden Personen pro Bahnsteig (16.164 / 4) berücksichtigt wurden.[2]

Aber auch diese Belastung ist zu gering angesetzt. In Doppelbelegungen können 4 Züge pro Bahnsteig halten, mit bspw. jeweils 5 Doppelstockwaggons, was insgesamt rund 5.700 zu entfluchtende Personen ergibt. Für die 4.041 zu entfluchtenden Personen war von nur 2 Zügen pro Bahnsteig mit 7 Doppelstockwaggons ausgegangen worden. Daraus ergibt sich eine um rund 40 % höhere Anzahl an zu entfluchtenden Personen als bisher unterstellt wurde. Wird berücksichtigt, dass Stuttgart Hauptbahnhof einer der Bahnhöfe mit dem höchsten Fahrgastwechsel in Deutschland ist, dann sollte auch mehr als der durchschnittlich angesetzten 15 % wartenden Reisenden angesetzt werden. Im ersten Entfluchtungsgutachten zu Stuttgart 21 waren von dem Mit-Entwickler der entsprechenden Formel im EBA-Leitfaden[3] noch 30 % wartende Personen angenommen worden[4]. Mit diesem Wert ergeben sich rund 6.500 zu entfluchtende Reisende. Diese Kritik wurde zusammengefasst in der folgenden Stellungnahme für die Fraktion SÖS/Linke im Stuttgarter Gemeinderat:

03.12.2013 Eingabe (273 kB, 8 Seiten), Eingabe beim Gemeinderat zu Leistungsrückbau und der zu geringen Personenzahl in der Entfluchtung für die Fraktion SÖS/Linke von C. Engelhardt

Für die Entfluchtungsszenarien müssten also für Stuttgart 21 rund 40 % bis 60 % mehr zu evakuierende Personen angenommen werden als geschehen. In Folge dieser vom Gemeinderat aufgegriffenen Kritik ergaben sich weitere Gespräche und Veröffentlichungen auch zur Kritik an der Unterdimensionierung für die Personenströme, siehe → Chronologie.

Neue Kritikpunkte zur Fußgänger-Dimensionierung

Hier sollen Kritikpunkte gesammelt werden, die noch nicht in der Stellungnahme vom 27.02.2013 Erwähnung fanden:

  1. . . .

Glaubwürdigkeit

Es werden eine Reihe von Unsauberkeiten in der Planung der Personenströme durch die Deutsche Bahn AG und in ihrer Kommunikation der Ergebnisse beobachtet. Ohne weitere Erläuterung durch die Deutsche Bahn AG könnte der Eindruck entstehen, die wahren zu erwartenden Verhältnisse für die Fußgänger im Tiefbahnhof Stuttgart 21 sollten verdeckt werden.

Die festgestellten Punkte, die die Glaubwürdigkeit der Deutschen Bahn in Sachen Personenströme belasten werden grob nach ihrer Schwere klassifiziert:

●●●, gravierende Unaufrichtigkeit, Falschdarstellung oder Manipulation, oft auch justiziabel,
●●, mittelschwere Verfehlung,
, weniger schwer wiegende Unsauberkeit, an der Grenze zur fahrlässigen Fehlleistung, in der Regel nicht justiziabel.

Erwähnenswert erscheinen in jedem Fall die folgenden Punkte:

  1. ●●● [Verfahrensfehler]. 1997, Auslegung des Bahnhofs auf nur 32 Züge für Bahnverkehr und Reisende entspricht nicht den Wachstumszusagen von +50 % im Fern- und +80 % im Regionalverkehr. Die Planfeststellung müsste wegen Widersprüchlichkeit/Unerfüllbarkeit zurückgenommen werden.
  2. ●● [Verfahrensfehler]. Nach 1997, die Planung von Mindestbreiten bei den Durchgängen ist nicht regelkonform, der notwendige Flächenbedarf für die Personenströme blieb unberücksichtigt. Diese Planung war somit nicht genehmigungsfähig.
  3. ●●● [Verfahrensfehler]. 2005/2006, in der Planfeststellung und vor dem VGH konnten durch unzutreffende und unvollständige Darstellungen weder Zug- noch Personenleistung zutreffend bewertet werden.
  4. ● [Falschaussage]. 2008, berechtigte Kritik an den Engpässen wird öffentlich vom nicht für Fußgängerströme zuständigen Gutachter der Bahn mit unrichtigen Behauptungen "abgebürstet". Mindestbreiten sind nicht anwendbar, die Breite muss dem Verkehrsaufkommen angepasst werden.
  5. ● [Informationsvorenthaltung]. 2009, intern wird infolge der Kritik nachsimuliert, aber mit gegenüber den Komfort- und Wachstumszusagen stark gesenkten Hürden und Belastungen. Dennoch zeigen sich viele Engpässe, das Ergebnis wird nicht veröffentlicht.
  6. ● [Inkonsequenz]. 2010, als Ergebnis werden die kritisierten Stellen umgeplant, aber nicht erneut analysiert.
  7. ●● [Falschaussage, Informationsvorenthaltung]. 11.2010, in der Faktenschlichtung wird der falsche Eindruck vermittelt, es gäbe keine Probleme, ohne dass für die Umplanung eine Analyse vorliegt. Die Personenstromanalysen werden nicht offengelegt.
  8. ● [Informationsvorenthaltung]. 01.2012, Simulation der Umplanung der Engpässe. Aus 8 × Stufe E wird 16 × Stufe D. Das Ergebnis wird nicht veröffentlicht, später vor dem Gemeinderat werden kritischen Engpässe, um die es ging, nicht ausgewiesen.
  9. ●●● [Falschaussage]. 24.07.2012, ggü. dem Gemeinderat werden zu wesentlichen Parametern der Personenstromanalyse unrichtige Angaben gemacht, verbliebene Engpässe werden ausgeblendet (siehe Folgeabschnitt).
  10. ● [Auslassung]. 2012, Fluchttreppenhäuser als gewählte Brandschutzlösung, damit ergeben sich 2 zusätzliche, d.h. insgesamt 8 Engpässe pro Bahnsteig. Die Personenstromanalyse muss aktualisiert werden. Bliebe dies aus, wären Brandschutzkonzept und Personenströme nicht konsistent.

Unrichtige Darstellungen vor dem Stuttgarter Gemeinderat 24.07.2012

Die Beantwortung der 2012 aufgekommenen Fragen zu den Personenstromanalysen durch die Deutsche Bahn AG im Stuttgarter Gemeinderat am 24.07.2012, war unzutreffend und irreführend. Mit Auslassungen, unrichtigen Aussagen sowie der Ausblendung von Ergebnissen zu weiterhin bestehenden Engpässen war die tatsächliche Unterdimensionierung des neuen Bahnhofs Stuttgart 21 auch für die Reisenden nicht transparent dargestellt worden.

  1. ●●● [Falschaussage]. Unrichtig wurde angegeben, Stufe D würde angestrebt.
  2. ●●● [Falschaussage]. Unrichtig wurde angegeben, eine Bahnsteigräumzeit von 2-4 Minuten wäre vorgegeben.
  3. ●●● [Falschaussage]. Unrichtig wurde angegeben, die Zahl der Züge, ob 32 oder mehr, wäre irrelevant.
  4. ●●● [Falschaussage]. Unrichtig wurde angegeben, 400 m lange Züge seien Volllast, sie sind nur halbe Last.
  5. ●●● [Auslassung, Falschaussage]. Freihändige und im Ergebnis falsche Tabelle zum Vorteil von S21 ggü. dem Kopfbahnhof bei Bewegungskomfort der Reisenden.
  6. ● [Suggestion]. Suggestiv wurde ein Animationsfilm ohne jede Dokumentation der Parameter gezeigt.
  7. ●●● [Auslassung]. Unklar blieb die planerische Lösung zu den kritischen Engpässen und deren Qualität.
  8. ●●● [Auslassung]. Ausgeblendet wurden viele fortbestehende Engpässe, 52 × Stufe D, 9 × Stufe E (die selbst trotz der vielfach entlasteten Simulation in der Analyse ermittelt worden waren).
  9. ●●● [Falschaussage]. Obwohl der Tiefbahnhof für Fachleute ersichtlich nur einen "desaströsen" Bewegungskomfort liefert, wurde er für "hohe Servicequalität" und seine Vorbildfunktion gelobt.
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Einzelnachweise

  1. 26.07.2012, direktzu.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de, Wolfgang Dietrich, Antwort auf "Brandschutz: Kapazitäten für Evakuierung von Fahrgästen"
  2. 09.10.2013, stuttgarter-nachrichten.de, "Der brennende Zug fährt zum Bahnhof"
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